
Senza Confini - BERGSTEIGERDORF
Am Samstag, dem 2. Dezember 2023 erhielt ich von Hannes Guggenberger die ersten Fotos vom gewaltigen Felssturz an den Südhängen des Pals. Dass es dabei keine Toten gegeben hat, sei ein glücklicher Zufall. Denn gerade an den Wochenenden würden viele Oberkärntner und Osttiroler für Kurzbesuche über den Plöcken fahren.
500 Tage später wurde die Pass-Straße am 14. April 2025 mit Einschränkungen für den Verkehr wieder freigegeben. Zur großen Freude der ganzen Region zwischen Felbertauern und Adria.
Danke Friaul! Danke Italien!
Der Felssturz ereignete sich bekanntlich auf italienischem Staatsgebiet. Umso größer der Dank an unsere Nachbarn, weil es anfangs gar nicht so sicher war, ob die Straßenverbindung überhaupt wiederhergestellt werden kann.
In Summe wurden und werden auf der SS52bis mehr als 20 Millionen Euro in die Sanierung investiert. Soweit wir derzeit wissen, werden die Bauarbeiten bis in den Sommer in den Nachtstunden finalisiert. Ein weiteres Bauvorhaben (Erweiterung der Galerien) soll im Herbst stattfinden.
Besonders erstaunlich ist das Ganze auch deshalb, weil der ehemalige Chef der zuständigen A.N.A.S., Liberatore, im Landtagshearing in Triest bestätigte, dass trotz aller bautechnischen Bemühungen diese Straße auf Dauer nicht zu halten sein werde. Es brauche für die Zukunft eine Alternative.
Anfang April 2024 haben die zuständigen Landesreferenten Cristina Amirante und Martin Gruber eine technische Expertengruppe installiert, die im Oktober 2024 den Landesregierungen von Friaul und Kärnten ihre Ergebnisse für eine Alternative präsentiert hat. Aus den 3 Bauoptionen (Alternative Straße, Scheiteltunnel wird in den kommenden Wochen und Monaten einen technische Empfehlung folgen.
Auf Kärntner Seite wurden die vielen Monate der Plöckenpass-Sperre für dringend notwendige Ausbesserungs- und Asphaltierungsarbeiten genutzt.
Wir brauchen eine Perspektive
Niemand hat sich das Datum des Felssturz ausgesucht. In den letzten Monaten wurde aber jeder und jedem mehr als bewusst, wie notwendig eine sichere und ganzjährige Verbindung in den Süden für uns alle ist. Koralmbahn, Flughafen, ... es ist an der Zeit, dass bei uns in eine moderne Infrastruktur für die Zukunft investiert wird. Ja zum Scheiteltunnel - für die nächste Generation!
Jeder soll das machen, was sie/er kann. Zum Nutzen des Dorfs.
Nur Stunden nach dem Felssturz hat bei mir - wie bei vielen anderen - das Telefon geläutet. Während in Kärnten Wochen und Monate vergingen, war im Buttal sofort klar, dass hier Großes passiert ist. Unsere Freunde aus Timau und der gesamten Carnia haben versucht, Informationen mit uns zu teilen. Mangels Sprachkenntnis (und z.T. auch Interesse) wurde dort angerufen und dorthin gemailt, wo Antworten zu erwarten waren. Und ja, ich spreche Italienisch, ich nahm mir bisher und nehme mir auch in Zukunft die Zeit, um Unterlagen zu lesen und respektvoll zu antworten.
Nach 17 Monaten fasse ich das für mich folgendermaßen zusammen:
- Wir haben die Bürgerpflicht bestmöglich erfüllt und gemeinsam unsere Bürgermeister, Landesstellen und Medien informiert.
- Ergebnis der vielen E-Mails und Telefonate sind neue Freundschaften, auf den wir jetzt so rasch wie möglich aufbauen müssen.
- Ergebnis des gemeinsamen Engagements war aber auch das klare Signal nach Klagenfurt und Triest, dass uns das "collegamento" - "die Lebensader" keinesfalls egal sein kann.
Der Felssturz hat am Schluss hoffentlich auch Gutes verursacht. Auf beiden Seiten der Grenze wurde den Menschen wieder klar, dass wir uns brauchen. Wir wollen gemeinsam die Region für kommende Generationen lebenswert erhalten und entwickeln.
Die offiziellen Besuche von LH Dr. Kaiser und LH-Stv. Gruber bei Minister Salvini in Rom, der angekündigte Gegenbesuch beim zuständigen Minister Hanke in Wien geben Grund zur Hoffnung, dass gemeinsam ein gutes, größeres und hoffnungsvolles Bild gezeichnet wird. Die Aufgabe lautet: mutig und verantwortungsvoll den Arbeits- und Lebensraum mit Unterstützung durch die europäische Union (auch finanziell) abzusichern. Der Weg dorthin scheint nun endlich zu stimmen.
Die Perle(n) der Südalpen
Ich möchte diesmal mit PERLEN schließen, die wir im Bergsteigerdorf leider viel zu oft als viel zu selbstverständlich (nicht) wahrnehmen:
Gerald und Christa Ebner
Unglaublich, was ihr für die AV-Jugend geleistet habt. Ihr seid Vorbilder im Ort - für die Jugend und es bleibt zu hoffen, dass sich wieder engagierte Menschen finden, die in Eure Fußstapfen treten!
Die heimische Gastronomie
Nein! Es ist nicht selbstverständlich, dass unser Dorf eine unglaubliche Dichte an Top-Lokalen, Bars und Cafès bietet. Nutzen wir sie, gehen wir wieder öfter zum Wirt und freuen uns darüber, dass das Dorf lebt!
Stellvertretend sei diesmal Sascha erwähnt. Mit viel Liebe hat er das Beisl - in schwierigsten Zeiten - zum Hotspot der Jugend entwickelt und die Poschi wiederbelbt. Ein Traum!
Die regionalen Produzenten
Speck vom Kastner, das Bergsteigerbrot vom Fritz, der Gailtaler Almkäse g.U., die Osterjause, der Gailtaler Speck, die Nudeln, ..., Fleisch, Gemüse und Obst. Das ist alles nicht selbstverständlich. Andere fahren hunderte Kilometer, um bei uns Landschaft und Lebensmittel in höchster Qualität zu genießen. Wir leben in diesem Paradies - schätzen wir es noch mehr mit dem täglichen Einkauf.
Keinen Respekt zolle ich einer Bank, die den einzigen Bankomaten abgebaut hat, statt einen kleinen Teil zur Dorfentwicklung beizutragen.
Bei Fragen, Anregungen und/oder Ergänzungswünschen, ... bitte per
E-Mail. Danke. Falls auch ihr ein Thema berichtenswert erachtet bzw. selbst dazu schreiben wollt.
Ingo Ortner | T +43 699 12647680
info@bergsteigerdorf-mauthen.at